Ein Industriedenkmal im Wandel der Zeit


1907 Startschuss der industriellen Entwicklung des Standortes im Berliner Norden ist die Inbetriebnahme der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde im Dezember 1907.

1912-1913 Bau der Berliner-Kugellagerfabrik Riebe durch den Architekten Bruno Buch (u.A.), der weitere bedeutsame Industriebauten in Berlin und Umland schuf. Z.B. die Schlüter-Brotfabrik, die Sarotti-Schokofabrik und die Malzbierbrauerei Groterjan. Während der Verwaltungsbau als konventioneller Mauerwerksbau errichtet wurde, ist das Produktionsgebäude in einer damals innovativen Stahlbeton-Skelettbauweise mit vorgeblendeter Ziegelfassade ausgeführt worden.

1920-1945 Konkurs der August Riebe GmbH und Teilung des Werksgeländes. Teilweise Übernahme durch die Carl Otto Raspe GmbH zwecks Erweiterung der Apparate-Werke-Weißensee in unmittelbarer Nachbarschaft (Askanier Haus). Den anderen Teil des Werksgeländes nutzte die Deutsche Niles-Werke AG zu einer Verlagerung ihres Firmensitzes. 1939 wurden Erweiterungsbauten auf dem Werksgelände errichtet und im Laufe des Krieges die Produktion zunehmend auf die Herstellung von Rüstungsgütern umgestellt.

1947-1991 Die Werke in Weißensee werden unter sowjetische Zwangsverwaltung gestellt und sollen demontiert und gesprengt werden. Der Magistrat von Groß-Berlin setzt sich aber für die Reorganisation der Produktion ein, was schließlich 1951 zur Eingliederung in das Kombinat VEB Stern-Radio Berlin führte. Bis zur Einstellung der Produktion am 30.06.1991 wurden an dem Standort Radiogeräte und andere Güter der Unterhaltungsindustrie gefertigt. Auf dem Betriebsgelände entstanden weitere Produktionshallen und ein neuer Verwaltungsbau an der Liebermannstraße.

1992-1996 Abwicklung des Kombinats und Schließung aller Berliner Werke mit folgenden Leerstand und beginnenden Verfall der Gebäudesubstanz. Der zu DDR-Zeiten errichtete Verwaltungsbau wird als einziges Gebäude durchgängig bis 2019 als Schulungsgebäude genutzt.

1997-2006 Im Auftrag der Deutschen Industriebank IKB werden erste Maßnahmen zur Sicherung des Baudenkmals eingeleitet. Trotzdem drohten sich die Schäden in und an den Gebäuden immer weiter auszudehnen. Vandalismus schädigte die Substanz zusätzlich.

2007-2010 Erwerb des Betriebsgeländes durch die neugegründete Atelierhof Weissensee Kunst-Medien-Handwerk GmbH. Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme beginnt die Suche nach einem tragfähigen und zukunftssicheren Konzept, das eine umfassende Sanierung und den Erhalt des Gewerbestandortes ermöglichen kann. Der morbide Charme zieht erste Zwischennutzer an. Die Räume werden gerne als Film- und Fotolocation sowie für Veranstaltungen der Kunst- und Eventszene genutzt.

2011-2019 Beginn der denkmalgerechten Sanierung und Wiederherstellung des ehemaligen Produktionsgebäudes. 2014 gehen die Lichter an der Liebermannstraße wieder an. Währenddessen beginnt auch die umfassende Sanierung der "Alten Kugellagerfabrik" an der Neumagener Straße. 2015 erhält der Turm endlich seine markante "Krone" zurück. 2018 erfolgt die Neuerrichtung einer mit dem Gebäude verbundenen Werkhalle. Ein Großteil der gewerblichen Flächen ist nun ihren neuen Nutzern übergeben worden und wir freuen uns über eine stetig wachsende Atelierhof-Gemeinschaft.

2020 Die Sicherung und Wiederherstellung des Baudenkmals ist damit abgeschlossen und wir richten unseren Fokus nun auf die verbliebenen Flächen und den damit verbundenen Möglichkeiten. Der Abriss des ehemaligen Schulungsgebäudes an der Liebermannstraße und der damit verbundene Beginn der Bodensanierungsarbeiten ist der Startpunkt für den zweiten Teil der verbliebenen Revitalisierungsmaßnahmen.